Pflege von Angehörigen: Hilfe und Tipps für Menschen, die erstmals jemanden zuhause pflegen
- kholzner02
- 16. Juli
- 4 Min. Lesezeit

Irgendwann kommt dieser Moment: Ihre Eltern, oder andere ihnen nahestehende Personen, die früher alles im Griff hatten, brauchen Hilfe. Sie vergessen Termine, stolpern öfter, schaffen den Alltag nicht mehr allein. Sie merken: Ihre Eltern werden alt. Vielleicht ist es Demenz. Vielleicht einfach der Lauf der Dinge. Und plötzlich stellen Sie sich neue, ungewohnte Fragen: Was kommt auf mich zu? Wie bewältige ich den Pflegealltag? Und wo bekomme ich Unterstützung?
Sie sind nicht allein: Beinahe 1 Million Menschen in Österreich pflegen Angehörige zuhause
Die Dimension der häuslichen Pflege ist enorm. In Österreich sind rund 947 000 Menschen in die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger eingebunden – etwa 801 000 davon im privaten Umfeld zu Hause.
Besonders herausfordernd ist die Pflege von Menschen mit Demenz: In Österreich sind derzeit etwa 170 000 Menschen betroffen– mit steigender Tendenz.
Diese Zahlen machen klar: Die häusliche Pflege ist das größte Pflegesystem im Lande – getragen von Angehörigen, die oft still im Hintergrund enorme Arbeit leisten. Doch Sie sind nicht allein. Es gibt viele Menschen, die diesen Weg mit Mut und Liebe gegangen sind – und die durch vielfältige Unterstützungsangebote, Selbsthilfegruppen und Bildungseinrichtungen begleitet wurden.
💡 Sie sind nicht allein und Sie können aus den Erfahrungen anderer lernen!
Unerwartete Veränderungen für Betreuende von Pflegebedürftigen
Die Pflege eines Elternteils oder einer ihnen lieben Person bringt oft überraschende Wendungen mit sich – auch jenseits der Organisation des Alltags. Plötzlich müssen intime Aufgaben übernommen werden, über die früher nie gesprochen wurde: Körperpflege, Toilettengänge, Medikamente. Das kann beschämen – beide Seiten.
Noch erschütternder ist oft die emotionale Verschiebung: Die Mutter, die früher alles wusste, fragt zum fünften Mal nach dem Datum. Der Vater, einst souverän und stark, wird misstrauisch oder hilflos.
Eltern - oder auch Lebensgefährt:innen – gestehen sich ihre Hilfsbedürftigkeit nicht immer ein. Selbst wenn sie offensichtlich Hilfe benötigen, lehnen sie Veränderungen häufig ab, wie z.B. ein Umbau zum barrierefreien Badezimmer, ein Rufhilfe-System oder eine Gehhilfe, da dies als Stigmata empfunden wird.
Oft fallen dann Sätze wie “Das brauche ich doch gar nicht.” oder “So alt bin ich noch gar nicht.” und es entstehen Konflikte. Sowohl für die Angehörigen als auch für die hilfsbedürftigen älteren Semester selbst können diese zu einer großen emotionalen Belastung führen.
Viele Angehörige berichten, wie schwer es ist, Abschied zu nehmen vom Bild der Eltern, das sie ein Leben lang begleitet hat – obwohl die Eltern noch physisch anwesend sind. Und auch das Sozialleben verändert sich: spontane Ausflüge, Urlaube, sogar Arbeitszeiten – alles wird plötzlich neu verhandelt. Es ist diese Mischung aus Kontrollverlust, Nähe und Fremdheit, die viele überfordert – gerade weil man sie nicht erwartet hat.
Alltag mit Pflegebedürftigen ohne Überlastung – was wirklich hilft
Der Alltag mit dementen oder altersschwachen Eltern stellt Angehörige vor viele kleine Herausforderungen – jeden Tag aufs Neue. Was hilft, ist vor allem Geduld, Struktur und liebevolle Pragmatik. Feste Routinen geben Sicherheit – etwa immer zur gleichen Zeit essen, spazieren gehen oder das Lieblingsradio einschalten.
Auch visuelle Orientierungshilfen – wie Zettel mit Symbolen oder ein großer Wochenplan – erleichtern den Tag.
Im Umgang mit Demenz gilt: Nicht korrigieren, sondern begleiten. Wenn der Vater überzeugt ist, er müsse zur Arbeit – dann hilft ein Satz wie: „Der Chef hat heute freigegeben.“ besser als ein Widerspruch.
Viele Angehörige berichten auch, wie kleine Rituale und Momente der Erinnerung den Tag aufhellen können:
„Wenn mir meine Mutter Geschichten aus ihrer Kindheit erzählt, ist sie plötzlich ganz klar – für ein paar Minuten. Diese Momente sind etwas ganz Besonderes.“ Georg P., Graz.
Andere empfehlen, sich regelmäßig „Inseln“ zu schaffen: eine Kaffeepause im Garten, zehn Minuten Yoga oder ein gutes Hörbuch – um aufzutanken.
Und wichtig: Humor. „Ich habe gelernt, über vieles zu lachen, was früher nur genervt hätte“, erzählt Julia (46), die ihre demenzkranke Tante betreut. „Wenn man gemeinsam über die dritte falsch angezogene Strumpfhose kichert, fühlt sich nichts mehr ganz so schwer an.“
Warnsignale der Überforderung – und wie pflegende Angehörige gegensteuern können
Pflegende Angehörige neigen oft dazu, ihre eigenen Grenzen zu ignorieren – aus Liebe, Pflichtgefühl oder dem Wunsch, es „richtig“ zu machen. Doch Dauerbelastung hinterlässt Spuren.
Typische Überlastungszeichen sind ständige Erschöpfung, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme, sozialer Rückzug oder körperliche Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen. Auch depressive Verstimmungen und das Gefühl, „nicht mehr zu können“, treten häufig auf.
Besonders heimtückisch: Viele Betroffene merken gar nicht, wie stark sie bereits ausgebrannt sind – weil sie funktionieren wollen oder müssen.
Umso wichtiger ist es, früh gegenzusteuern.
Dazu gehört:
regelmäßige Pausen einlegen
Hilfe aktiv einfordern (z. B. durch mobile Dienste oder Tagespflege)
Gespräche mit Vertrauten oder Beratungsstellen führen
professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen, bevor es zu einem Zusammenbruch kommt.
“Mein wichtigster Tipp an andere Angehörige ist: Sucht frühzeitig nach Unterstützung und scheut euch nicht, Hilfe anzunehmen. Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen sind Gold wert.” Gerald H.
Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für nachhaltige Pflege.
Welche Hilfe gibt es für pflegende Angehörige?
Für pflegende Angehörige gibt es zahlreiche Unterstützungsangebote vom Staat und von sozialen Hilfseinrichtungen. Im Folgenden finden Sie eine umfangreiche Liste mit Links zu weiterführenden Quellen in Österreich:
Wissensangebote & Anlaufstellen Österreich:
Checklisten & Leitfäden, z. B. von der IG Pflege
Beratungsstellen wie FSW Wien oder das Sozialministerium
Kurse wie das College für pflegende Angehörige des FSW Wien (kostenlos)
Finanzielle Hilfe:
Mobile Dienste (z. B. Hauskrankenpflege, Heimhilfe)
Tageszentren
Kurzzeitpflege
Selbsthilfegruppen & Beratung
👉 Tipp: Viele Städte und Gemeinden bieten kostenlose Erstberatungen – nachfragen lohnt sich!
Digitale Helfer zur Entlastung von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen
Moderne Technologien wie z.B. digitale Frühwarnsysteme zur Erkennung von Stürzen können den Pflegealltag für alle Beteiligten sicherer und entspannter gestalten. Diese Systeme registrieren ungewöhnliche Bewegungen oder Stürze und alarmieren im Bedarfsfall automatisch Angehörige oder Pflegekräfte.
Dadurch erhalten pflegebedürftige Menschen ein zusätzliches Maß an Sicherheit, während ihre Angehörigen entlastet werden und sich weniger Sorgen machen müssen, wenn sie nicht ständig anwesend sind. Solche technischen Lösungen können dazu beitragen, dass pflegebedürftige Personen länger selbstbestimmt in ihrem eigenen Zuhause leben können.
Paula ist ein System, das ohne zahlreiche Sensoren auskommt, die aufwendig im ganzen Haus montiert werden müssen. Auf unsere Früherkennung von Unregelmäßigkeiten im Alltag Ihrer Angehörigen per Stromverbrauchsanalyse können Sie sich dennoch verlassen.
„Am Anfang war ich völlig überfordert – ich hatte das Gefühl, plötzlich Mutter meiner eigenen Mutter zu sein. Paula hat mir geholfen, wieder durchzuatmen und den Alltag strukturierter zu bewältigen.“ — Andrea M., 53, betreut ihre Mutter mit Demenz
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